60 JAHRE MAUERBAU
Standing by the Wall – Berlin 1990
Josef Wolfgang Mayer


10. August 2021 – 31. Dezember 2022


Die virtuelle Ausstellung »Standing by the Wall – Berlin 1990« mit Fotografien von Josef Wolfgang Mayer wird vom 10. August 2021 bis zum 31. Dezember 2022 von der Galeristin Annette Koschmieder in dem virtuellen Raum der Galerie Koschmieder präsentiert.

In diesem Sommer jährt sich zum 60. Mal die denkwürdige Nacht vom 12. auf den 13. August 1961, in der Grenzsoldaten der damaligen DDR mit der Abriegelung der Sektorengrenzen in Berlin begannen und dieses Datum als »Tag des Mauerbaus« in die Geschichte eingehen ließ.

Als dramatischer Kristallisationspunkt des Kalten Krieges erzeugen Mauerbau und Mauerfall eine Klammer, welche die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts zeitlich wie auch historisch definiert. Bilder vom Anfang und vom Ende der Teilung Deutschlands und Berlins bedingen einander und sind in unser kollektives Gedächtnis eingegangen.

Vor 30 Jahren, im Sommer 1990, arbeiteten und lebten der Fotograf Josef Wolfgang Mayer und die Galeristin Annette Koschmieder im westlichen Teil von Berlin im damaligen Bezirk Kreuzberg 36, im Schatten der Mauer. Die Welt hinter den Grenzanlagen schien weit weg, die Mauer unüberwindbar. Aus den oberen Etagen angrenzender Häuser konnte man verfolgen, was im sogenannten »Todesstreifen« Alltag war: Patrouillenfahrzeuge, die auf und ab fuhren, von den Wachtürmen spähten bewaffnete Grenzsoldaten gen Westen und nachts leuchtete der Streifen aus dem dunklen Osten taghell illuminiert.

Mit dem Mauerfall Im Herbst 1989 wurde sehr schnell alles anders. Die Grenzanlage wurde durchlässig, die Patrouillenfahrzeuge verschwanden, die Wachtürme, vom Personal verlassen, ragten verwaist und nutzlos aus der Steinwüste und boten reichlich Wandfläche für neue Graffitis. Der Todesstreifen, also das Gebiet zwischen der vier Meter hohen Betonmauer, die Richtung Westen errichtet worden war und der Mauer auf der östlichen Seite, wurde begehbar und der Blick von dort nach Westen und Osten möglich.

Der Fotograf Josef Wolfgang Mayer hat seinem Staunen über das, was nun sichtbar wurde, mit seinen Fotografien Ausdruck verliehen. Im Sommer 1990, noch vor der Wiedervereinigung, gelangen ihm außergewöhnliche Bilder der Berliner Mauer und ihrer Umgebung. Die Farbfotografien versetzen uns direkt in das historisches »Zwischenland« jener Tage und zeigen die Berliner Mauer, deren Durchbrüche und Überreste. Die Aufnahmen sind als Triptychen fotografiert, das Sehfeld wird so zum Panorama erweitert und greift ästhetisch die Gleichzeitigkeit von Trennung und Verbindung auf. Die Arbeit im Großformat schafft präzise Abbildungen, macht die Fülle an Details sichtbar, die ihre Geschichten über diese stürmischen Tage erzählen und die schrittweisen Veränderungen für unsere Erinnerungen festhalten. Die Gefahren, die von diesem Ort einst ausgingen, sind ebenso noch spürbar wie die Sehnsucht nach Verbindung und Veränderung. Menschen und Fahrzeuge bahnen sich ihre Wege durch improvisierte Übergänge und zügig wieder hergestellte Straßenzüge. Es entstehen Brachen als freie architektonische Formen zwischen den aufgeplatzten Nähten aus Stein und Stacheldraht. Der Sommer der Freiheit hatte begonnen. Die Wunde, die die Mauer quer durch die Stadt und das Land geschlagen hatte, ist noch deutlich sichtbar – die Narbe ist noch heute zu spüren.

Der offizielle Abriss der innerstädtischen Mauer begann am 13. Juni 1990. Die rund 1,7 Millionen Tonnen »Bauschutt« wurden rasch abgetragen. Bis auf kurze Abschnitte, die als Mahnmal erhalten blieben, verschwand die Mauer innerhalb weniger Monate.

Die Farbfotografien von Josef Wolfgang Mayer sind Zeitzeugen und Überlieferung. Sie geben den Nachgeborenen eine erzählerische wie auch genaue Sichtweise auf die Zeit nach den ersten Monaten der »friedlichen Revolution«.

Die virtuelle Ausstellung wurde von Ana Druga (Buchkunst Berlin) und der Galeristin Annette Koschmieder kuratiert und designt.

Die Texte und Informationen wurden von Annette Koschmieder und Thomas Gust (Buchkunst Berlin) zusammengetragen.

Die hier gezeigte Ausstellung wird durch den Bildband »Standing by the Wall – Berlin 1990« (Verlag Buchkunst Berlin) ergänzt, der gestalterisch das Prinzip der Triptychen aufnimmt und Teil der Zeitreise wird, zu der uns Josef Wolfgang Mayer mit seinen Fotografien einlädt.


Alle Fotografien: Fine Art Print auf Hahnemühle PhotoRag Baryta

Größen
40 cm x 100 cm (Triptychen)
2 x 50 cm x 70 cm (Diptychen)
50 cm x 70 cm (Einzelarbeiten)

Weitere Größen auf Anfrage.


EINLADUNG ZUM BOOK SIGNING IN DER GALERIE KOSCHMIEDER

Josef Wolfgang Mayer / Standing by the Wall / Berlin 1990

Zeit
Freitag, 27. August
17:00–18:00 Uhr

Ort
Studio Koschmieder
Oranienstraße 15
10999 Berlin

*Bitte melden Sie sich für Ihren Besuch per E-Mail an.


Englische Übersetzung : Alina Koschmieder


60th anniversary of the construction of the Berlin Wall

Standing by the Wall – Berlin 1990
Josef Wolfgang Mayer

August 10, 2021 – Decembre 31, 2022

This summer marks the 60th anniversary of the memorable night of August 12-13, 1961, on which border guards of the then GDR started to close sector borders in Berlin, an event that went down in history as the „Day the Wall was Built“.

As a dramatic crystallization point of the Cold War, the construction and fall of the Wall create a parenthesis that defines the second half of the 20th century both temporally and historically. Images of the beginning and end of the division of Germany and Berlin are interdependent and have become part of our collective memory.

Thirty years ago, in the summer of 1990, photographer Josef Wolfgang Mayer and gallery owner Annette Koschmieder worked and lived in the western part of Berlin in what was then the district of Kreuzberg 36, in the shadow of „the Wall.“ The world on the other side of the border seemed far away, the Wall insurmountable. From the upper floors of adjoining houses, one could observe the everyday life in the so-called „death strip“: patrol vehicles driving up and down, armed border guards peering from the watchtowers to the West, and at night the strip shining from the dark east, illuminated as bright as day.

With the fall of the Wall in autumn 1989, suddenly everything changed. The border fortifications became permeable, the patrol vehicles disappeared, the watchtowers, abandoned by the personnel, stood orphaned and useless out of the stone desert, providing ample wall space for new graffiti. The death strip, i.e., the area between the 4-meter-high concrete wall that had been built to the West and the wall on the eastern side, became walkable and the view both to the West and East opened up.

The photographer Josef Wolfgang Mayer expressed his amazement about what was now visible with his photographs. In the summer of 1990, before reunification, he took some extraordinary photos of the Berlin Wall and its surroundings. The color photographs transport us directly into the historical „in-between“ of those days and show the Berlin Wall, its breakthroughs and remains. The photographs were taken as triptychs, expanding the field of vision into a panorama and aesthetically picking up on the simultaneity of separation and connection. The work in large format creates precise images, making visible the abundance of details that tell their stories about those tumultuous days and record the gradual changes for our memories. You can still feel the dangers that once emanated from this place, as well as the longing for reconnection and change. People and vehicles make their way through improvised crossings and swiftly reconstructed streets. Wastelands develop into free architectural forms in between the burst seams of stone and barbed wire. The summer of freedom had begun. The wound that the Wall created across the city and the countryside is still clearly visible – and the scar can still be felt today.

The official demolition of the inner-city Wall began on June 13, 1990, and the approximately 1.7 million tons of „construction debris“ were quickly removed. Except for short sections that remained as memorials, the Wall disappeared within a few months.

The color photographs by Josef Wolfgang Mayer are contemporary witnesses and records. They give those born afterwards a narrative as well as accurate view of the period following the first months of the „peaceful revolution“.

The virtual exhibition shown here is complemented by the illustrated book „Standing by the Wall – Berlin 1990“ (Verlag Buchkunst Berlin), which incorporates the principle of triptychs in its design and becomes part of the journey through time to which Josef Wolfgang Mayer invites us with his photographs.


All photographs: Fine Art Print auf Hahnemühle PhotoRag Baryta

Sizes
40 cm x 100 cm (triptychs)
2 x 50 cm x 70 cm (diptychs)
50 cm x 70 cm

Other sizes on request


INVITATION: BOOK SIGNING AT GALERIE KOSCHMIEDER

Josef Wolfgang Mayer / Standing by the Wall / Berlin 1990

Time
Freitag, 27. August

17:00–18:00 Uhr

Place
Studio Koschmieder
Oranienstraße 15
10999 Berlin

*Please register for your visit by email.


English Translation: Alina Koschmieder